Canberra
Canberra ist für sich genommen keine besonders schöne Stadt. Sie ist großzügig angelegt, eine riesige Fontäne vor dem neuen Nationalmuseum, wegen der Grünbedachung des Parlamentes ist es möglich, seiner Regierung aufs Dach zu gehen. Doch im Nationalmuseum erwarten uns wunderschöne Eindrücke und Ausstellungen, Teile der sind multimedial und interkommunikativ ausgestaltet.

Auch im weiteren Verlauf des Tages geht es um Kommunikation und Austausch, eine 10-köpfige Ärztegruppe aus unseren Reihen findet sich auf Vermittlung der deutschen Bundesgesundheitsministerin um 14.00 Uhr im „Ministry for Health and Ageing“ ein zum Gespräch und Diskussion in Sachen Gesundheitspolitik. Die Diskussion dauert doppelt so lange wie geplant, sie ist lebendig und aufschlussreich, die Atmosphäre ausgesprochen angenehm und engagiert.
So erfahren wir u.a. die Australier davor zurückschrecken, was die bundesdeutsche Gesundheitspolitik mit dem in Australien modellhaft entwickelte Krankenhausfinanzierungssystem (DRG) ab 2004 erreichen möchte, wenn sie es flächendeckend und nahezu für alle Erkrankungen anwendbar installieren will. Dort wird gewarnt, diese Systematik sei in Australien letzten Endes nur für 20 % der stationären Behandlungen und nur bei akuten Krankheitsbildern geeignet. Die Bezahlung der stationären Behandlungen chronischer Erkrankungen folge durchweg einer anderen Systematik. Man habe dort rasch die Gefahr der Entstehung von Mehr-Klassen-Versorgung und eingeschränkten Behandlungsqualitäten entdeckt und Gegenmaßnahmen entwickelt. Und überhaupt, eine solche Veränderung brauche Zeit für ihre Umsetzung, so etwas sei nicht per Gesetz verbindlich zu gestalten.
Entgegen unseren Gefühlslagen der letzten Monate im Heimatland bei der Diskussion um diese Themen fühlen wir uns nach dem Gespräch im australischen Ministerium verstanden, emotional angenommen und gehen mit der Erkenntnis, dass dort sehr praxisnah und im direkten Austausch mit den Praktikern an notwendigen Veränderungen im Gesundheitswesen gearbeitet wird. Später wird dies in einem Dankesbrief unserer Bundesgesundheitsministerin als Eindruck geschildert werden, eine Reaktion indes steht wohl nicht zu erwarten.